Seit Ende letzter Woche verdrängen die Angriffe zwischen Israel und dem Iran alle anderen Nachrichten am Ölmarkt. Im Zuge der Eskalation griff Israel am letzten Wochenende auch erstmals Energieanlagen des Iran an und nahm das riesige iranische Gasfeld South Pars ins Visier.
Während Angriffe auf Irans Gasinfrastruktur Besorgnis auslösen, liegt der Fokus des Ölmarktes inzwischen aber vor allem auf der Strasse von Hormus – einer der wichtigsten Schifffahrtsrouten weltweit. Täglich passieren etwa 20 Mio. Fass Öl und Ölprodukte, also rund ein Fünftel des weltweiten Bedarfs, die Meerenge vor der Südwestküste des Iran. Eine Unterbrechung dieser Route würde für massive Angebotsprobleme sorgen und die Preise explodieren lassen.
Iran droht in Krisenzeiten immer wieder mit einer Blockade der Meerenge. Eine komplette Sperrung gab es bisher allerdings noch nie, wohl auch deswegen, weil der Iran sich selbst damit von seinen wichtigsten Kunden in Asien abschneiden würde. Die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, dass allein die Drohung mit einer Blockade der Strasse von Hormus schon ausreichen kann, um die Preise in die Höhe zu treiben. So explodierten die Preise beispielsweise 2012 auf über 125 Dollar, nachdem der Iran als Antwort auf die neu eingeführten Sanktionen mit einer Sperrung der Meerenge drohte. Entsprechend hoch bleibt die Unsicherheit am Ölmarkt auch in der aktuellen Situation.
OPEC-Mitglied Iran fördert derzeit laut OPEC-Monatsbericht rund 3,3 Mio. B/T und exportiert davon über 2 Mio. B/T an Rohöl und Ölprodukten. Aus Analystensicht entspricht allerdings die verfügbare Reservekapazität der OPEC+ (inklusive Russland) ungefähr dem iranischen Fördervolumen, was mögliche Ausfälle teilweise ausgleichen könnte. Trotzdem bleibt die Risikoprämie am Ölmarkt deutlich erhöht, solange keine Deeskalation in Sicht ist.