Viele Faktoren beeinflussen derzeit den Erdölmarkt. Im Zentrum stehen weiterhin die Entwicklung in der Ukraine und die Auswirkungen der Russland-Sanktionen auf das russische Ölangebot. Russlands Außenminister Sergej Lawrow äusserte sich zuversichtlich, was das Fortbestehen der OPEC+-Allianz angeht. Russland ist unter den nicht-OPEC Ländern das wichtigste im Hinblick auf die gemeinschaftlichen Produktionsvereinbarungen. Der Druck auf die Allianz wächst von Seiten zahlreicher Konsumentenländer, der angespannten Angebotssituation entgegenzuwirken. Die USA hatten die Allianz bereits im letzten Jahr mehrmals dazu aufgefordert, ihre Produktion stärker zu steigern als im Sommer angekündigt. Zuletzt kamen weitere Länder hinzu. Erst am Wochenende hatte beispielsweise Japan die Vereinigten Arabischen Emirate – den drittgrößten Produzenten der OPEC – dazu aufgefordert, seine Exporte zu steigern.
Nach den Preisschocks der vergangenen beiden Wochen, vermeldeten sowohl die russische wie auch die ukrainische Verhandlungsdelegation leichte Anzeichen von Gesprächsfortschritten. Allein diese vorsichtigen Äusserungen beider Parteien liessen an den Ölmärkten etwas Optimismus aufkommen. Dennoch gehen die Kampfhandlungen unvermindert weiter und nehmen – zumindest im Süden und Osten der Ukraine – an Gewalttätigkeit zu, so dass die Händler die eingepreisten Risiken kaum werden reduzieren können.
Die Rohölpreise klettern seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine rasant von einer wichtigen Preisschwelle zur nächsten. Mittlerweile haben sie – zumindest vorübergehend – auch die 130-Dollar-Marke hinter sich gelassen. Den Auftrieb dafür geben die Sorgen hinsichtlich einer weiteren Verschärfung der bereits angespannten Versorgungslage.
Die Invasion Russlands in die Ukraine trieb die Rohölpreise Ende vergangener Woche erstmals über die psychologisch wichtige Preisschwelle von 100 Dollar pro Fass. Nachdem die ersten Sanktionen, die der Westen beschloss, die russischen Energielieferungen zunächst aussparten, kehrte der Preis vorerst wieder unter dieses Niveau zurück. Unterdessen wurden jedoch zahlreiche russische Banken vom internationalen Zahlungssystem SWIFT ausgeschlossen, was die Sorgen über das Energieangebot in einer bereits angespannten Versorgungslage wieder wachsen lässt.
In der Schweiz wurden 2021 wieder mehr Treibstoffe konsumiert als im Vorjahr. Während Autotreibstoffe beinahe das Niveau von vor der Corona-Pandemie erzielten, lag der Absatz der Flugtreibstoffe nach wie vor deutlich darunter. Der Trend zu grösseren Tankstellenshops setzt sich fort, und das Energieangebot an den Tankstellen wurde weiter ausgebaut.